Im Gespräch mit Edy Schneider – dem «Papi» des Utopia Clubs in Aarau «Wenn meine Frau pensioniert wird, werde auch ich ruhiger» Edy Schneider eröffnete vor gut 46 Jahren den Jugendclub «Utopia» hinter dem Bahnhof. Über 40 Jahre lang führte er mit Herzblut die alkoholfreie Disco für Teenager. Obwohl ihn das viel Eigenvermögen gekostet hat, hielt er am Jugendklub ohne Alkoholausschank fest. Die Jugendlichen lagen Edy schon immer sehr am Herzen und so gab er nebenbei alle zwei Wochen Aufgabenhilfe im Utopia. Dies bis ins Jahr 2005, ganze 20 Jahre lang. Edy unterstützte Schüler und Lernende und verhalf dem einen oder anderen Teenager gar zu einer Lehrstelle.
Zwischen 2002 und 2006 stand der Club mehrmals unter Wasser. Schuld war jeweils ein Rückstau der Kanalisation. Am schlimmsten traf es das «Uto» nach einer Sommerpause, kurz vor der Wiedereröffnung. «Wir hatten einen nigelnagelneuen Boden verlegen lassen, als plötzlich Wasser aus den Toilettenräumen lief. Wir versuchten verzweifelt mit Jacken und anderen Kleidungsstücken das Wasser aufzuhalten, ohne Chance. Nach wenigen Minuten stand das Utopia 5 cm unter Wasser». Da dachte Edy Schneider für kurze 2 Stunden ans aufgeben. Zumal es auch immer schwieriger wurde, den Club alkoholfrei zu führen. Es gab inzwischen auf dem Platz Aarau zu viele Lokale, die den Jugendlichen Alkohol ausschenkten.
Edy wusste, dass der Club nur dann überlebt, wenn das Konzept komplett neu überdacht wird. Er entschied sich mit dem Organisator der Tanznacht40 zusammenzuarbeiten und entdeckte schnell das Bedürfnis der etwas älteren Generation.
Diese wollen nicht mehr mit Teenagern abtanzen und möchten dennoch in den Ausgang und die Musik in einem entspannten Rahmen geniessen. Das Angebot im Utopia wurde nach und nach erweitert und so kamen «Best of 80s», «Funknacht40», «Disco Fieber», «Depeche Mode-Party», «Ü30 Party» und seit einigen Monaten auch «Utopia live» hinzu. Und seit sich die Jugenddsico in einen Ü30 Club verwandelt hat, ist das Lokal auch wieder gut besucht. Einige seiner Gäste kennt Edy seit Jahrzehnten. «Viele Besucher heute sind wieder dieselben wie damals» meint er schmunzelnd.
Der Landanzeiger: Edy, der Utopia Club hatte jetzt eine längere Sommerpause. Wann geht es wieder los?
Edy Schneider: Morgen Freitag, 26. August, mit der Tanznacht 40!
Der Landanzeiger: Wie sieht das Programm aus? Hast du neue Ideen im Gepäck?
Edy Schneider: Vorderhand werden wir das Programm nicht ändern. Es ist gut so wie es ist. Aber für eine schöne Überraschung wird eine grosse LED-Wand sorgen, die schöne Lichteffekte in den Club zaubern wird.
Der Landanzeiger: Wie sieht es mit den Ü40 Parties eigentlich aus? Verwandelt sich das Uto nicht jeweils in eine Singleparty oder geht es einfach mehr ums Tanzen und die Musik aus der guten alten Zeit zu geniessen?
Edy Schneider: Natürlich wird der eine oder andere Single da sein, der auf der Suche nach seinem Glück ist. Aber hauptsächlich fühlen sich die Besucher mit 40 noch jung und wollen sich zur Musik aus ihrer Jugendzeit bewegen. Meist ist es schon fast eine Klassenzusammenkunft.
Der Landanzeiger: Wie kommen die Konzerte, die einmal im Monat stattfinden, an?
Edy Schneider: Es sind meist keine kommerziellen Bands, deshalb ist die Resonanz noch nicht so riesig. Die Stimmung ist aber jedesmal einzigartig und ich würde mich freuen, wenn noch mehr Besucher den Weg zu diesen Konzerten finden würden.
Der Landanzeiger: Woher kam diese Idee?
Edy Schneider: Ich besuche jede Badenerfahrt und geniesse die kleinen Konzerte in den Gassen der Altstadt oder Bars. Da kam mir die spontane Idee, dass dies eine schöne Alternative zum Club wäre. Es ist eine Chance für Musiker, ohne finanzielles Risiko aufzutreten. Denn die Einnahmen der Eintritte gehen jeweils an die Band.
Der Landanzeiger: Deine Frau würde es begrüssen, wenn Du Deine Pension geniessen würdest. Wie siehst Du das?
Edy Schneider: Meine liebe Frau macht sich natürlich Sorgen um meine Gesundheit. Der Jüngste bin ich nun auch nicht mehr. Zur Zeit unterrichtet sie noch an einer Schule, aber sobald auch sie pensioniert wird, werde auch ich ruhiger.
Der Landanzeiger: Hand aufs Herz, Edy, wie lange stehst Du noch an den Wochenenden im Utopia?
Edy Schneider: Ich werde grösstenteils an den Abenden anwesend sein. Meist komme ich nach einem Partyabend um 6 oder 7 Uhr morgens heim und erwache nach 3 Stunden wieder. Dem sagt man dann wohl senile Bettflucht. Ich habe nach wie vor sehr viel Herzblut für das Utopia. Reich werde ich nicht mehr davon, aber so lange es Spass macht, mache ich weiter...
Aber wenn ich mal sehr müde werde, nehme ich mir das Recht heraus und gehe vor Feierabend heim.
Das Gespräch führte Andrea Husi-stein. Selbst Gast im «Uto» von damals und heute.
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Utopia-Club Aarau
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